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Warum es gut ist, wenn Ihr Hund die Figur eines Topmodels hat, aber nicht wenn er wie eins geht

Die im Titel angedeuteten Themen gehören zu den wohl häufigsten gesundheitlichen Problemherden bei Hunden. Lesen Sie nachfolgend mehr über die Gesundheit von Hundehüften und den Speck auf denselben.

Wieso sich eine Topmodelfigur auch für Ihren Hund lohnt

Übergewicht macht krank

Auch in der Welt der Hunde nimmt der Anteil an Übergewichtigen stetig zu. Die meisten Hunde ähneln optisch eher Garfield statt Pluto. Dabei ist vielen Hundehaltern nicht bewusst, dass Übergewicht beim Hund gesundheitliche Probleme nach sich zieht oder auslösen kann.
Zu den möglichen Folgen von Übergewicht bei Hunden zählen:

  • Diabetes
  • Herz-Kreislaufprobleme / erhöhter Blutdruck
  • Inkontinenz bei Hündinnen
  • Niereninsuffizienz
  • Fettleber
  • Verstopfungen
  • Hautprobleme
  • Gelenkverschleiss (Arthrose)
  • Aufflammen von Entzündungen (Arthritis, Rheuma)
  • erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen
  • Reduktion der Lebenserwartung
  • erhöhtes Narkoserisiko
  • Überlastung des Bewegungsapparates
  • Einschränkung der Beweglichkeit
  • Erhöhtes Risiko für Wachstumsstörungen (z.B. HD, ED und Panostitis)
  • Bewegungsunlust
  • gedämpfte Lebensfreude

Es lohnt sich also bei jedem Hund, egal ob Junghund oder Senior, ein Auge auf das Gewicht und die Figur zu haben. Bei Welpen und erwachsenen Hunden geht es in erster Linie darum Folgeproblemen vorzubeugen, während bei Senioren das Gewichtsmanagement wichtig ist, um bestehende Probleme zu lindern oder nicht noch zu verschlimmern.

Fett oder fit: Bringt der Hund nur viel auf die Waage oder hat er auch zu viel auf den Rippen?

Bei Hunden macht die Verwendung eines BMI (BodyMassIndex) noch weniger Sinn als beim Menschen, da Grösse und Habitus unter den Hunden noch viel unterschiedlicher ausfallen. Mit 10% über ihrem Idealgewicht gelten Hunde als übergewichtig. Dabei muss man natürlich unterscheiden, ob es sich um einen Couchpotato oder einen Spitzensportler handelt. Denn Muskulatur ist schwerer oder besser gesagt dichter, als Fett, ein schwerer Hund muss also nicht übergewichtig sein, sondern ist vielleicht einfach überdurchschnittlich gut bemuskelt. Um den körperlichen Zustand eines Hundes besser beurteilen zu können wurde ein Körperindex entwickelt, der Body Condition Score (BCS). Der BCS ermöglicht es den Körperzustand eines Hundes anhand von neun Stufen zu beurteilen. Die Differenz zwischen Stufen, ober- und unterhalb des Idealgewichts, entspricht ungefähr 10% des Körpergewichtes. Als idealgewichtig gelten Hunde auf den Stufen 4 und 5.

Folgende Merkmale erfüllt ein Hund im Bereich des Idealgewichts (siehe auch Abbildungen I und II):

Taille: Wenn Sie ihren Hund von oben betrachten ist die Taille gut sichtbar.

Bauchlinie: Von der Seite betrachtet steigt die Bauchlinie zum Becken hin deutlich an.

Rippen: Die Rippen Ihres Hundes sind gut tastbar und nur mit einer dünnen Fettschicht bedeckt.

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Abbildung I: Bauchlinie
Figur, Bauchlinie, Hund, BCS
Abbildung II: Taille

Je nach Fell Ihres Hundes kann es sein, dass die Taille und die Bauchlinie nur schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Bei Hunden mit gekraustem, dickem oder langem Fell kann man die Taille und die Bauchlinie ertasten. Wenn man das Fell an den entsprechenden Stellen etwas an den Hund drückt werden sie auch sichtbar.

Was sind schon 4kg zu viel!

Oft wird das Übergewicht des Hundes vom Halter erst sehr spät, wenn überhaupt, als problematisch wahrgenommen. Nehmen wir das Beispiel der 5-jährigen Labradorhündin Joya, die als Familienhund gehalten wird. Ihre Halterin wurde vom Tierarzt darauf hingewiesen, dass Joya 4 kg abnehmen sollte. Aber was sind schon 4 kg zu viel auf den Rippen denkt sich die Halterin, schliesslich schwankt ihr eigenes Gewicht schon seit Jahren zwischen 60 und 65 kg, ohne dass sich gesundheitliche Probleme bemerkbar machen.

Aber wann ist denn ein Hund übergewichtig? Als übergewichtig gelten Hunde ab einem BCS von 6/7 die ihr Idealgewicht um 10% überschreiten. Von Adipositas (Fettleibigkeit) spricht man ab 15-20% Übergewicht. Natürlich spielt der Habitus und die vorhandene Muskelmasse eine Rolle, deshalb wird die Figur eines Hund anhand des Gewichts und des BCS beurteilt. Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen durchschnittlichen Familienhund wie sie täglich in der Praxis anzutreffen sind.
Also rücken wir das Beispiel etwas in Perspektive… Die Halterin von Joya liegt, mit einer Körpergrösse von 1.7 m und einem Gewicht von 60 kg, als auch bei 65 kg, völlig im Bereich des Idealgewichtes. Bei Joya sieht das etwas anders aus… Joya hat Stockmass 55 cm, dementsprechend liegt ihr Idealgewicht bei ca. 25 kg. Mit 29 kg liegt 16% über ihrem Idealgewicht, ist also bereits übergewichtig. Bei ihrer Besitzerin würde das umgekehrt beinahe 10 kg zu viel bedeuten. Das entspricht ungefähr 1-2 Kleidergrössen, das macht sich im Alltag definitiv bemerkbar. Joya geht es nicht anders, 4kg weniger würden auch für sie mehr Lebensqualität bedeuten.

Was nun, ab zu „The biggest Loser“?

Natürlich wäre es einfacher darauf zu achten, dass es gar nicht so weit kommt und den Hund schlank zu halten. Aber was tun, wenn der Hund nun doch zu viel auf den Rippen hat? Es ist nicht ratsam in kurzer Zeit möglichst viel abzunehmen, auch wenn Hunde eine rapide Gewichtsreduktion besser verkraften als Katzen. Es ist nachhaltiger langsam, aber effektiv, abzunehmen beziehungsweise die Figur zu formen. Folgende drei Punkte sollten dabei in Angriff genommen werden:

  1. Ernährung: Die Ernährung Ihres Hundes sollte angepasst werden, ob Menge und / oder Zusammensetzung besprechen Sie am besten mit Ihrem Tierarzt oder Ernährungsberater.
  2. Bewegung: Auch für den Hund ein Teufelskreis… Zu viel Gewicht dämpft die Lust auf Bewegung und zu wenig Bewegung, bei gleichbleibender Fütterung, bedeutet weitere Gewichtzunahme. Um erfolgreich abzunehmen ist jedoch auch genügend Bewegung wichtig. Damit der Kreislauf in Schwung kommt sollte mindestens einmal täglich mehr als 30 Minuten gegangen werden.
  3. Muskelaufbau: Das reduziert zwar nicht das Gesamtgewicht, aber steigert die Fitness und formt die Figur. Zudem schützt eine gute Muskulatur den Bewegungsapparat und reduziert das Risiko von Fehlbelastungen. Beim gezielten Muskelaufbau kann Physiotherapie Ihrem Hund helfen.

Das Training auf dem Unterwasserlaufband verbindet Punkt 2 und 3 sehr gut. Durch den Auftrieb des Wassers ist es gelenkschonend und gleichzeitig ein effektives Mittel zum Muskelaufbau.

Weshalb der Topmodel Hüftschwung Ihres Hundes ungesund ist

Was verursacht den sexy Hüftschwung

Der sexy Hüftschwung gehört bei Welpen, bis zur vollständigen Ausbildung der Hüften, zur physiologischen Entwicklung dazu. Beim ausgewachsenen Hund hingegen ist er Hinweis auf ein Problem der Hüftgelenke. Das kann eine Instabilität durch mangelnde Muskulatur sein oder aber auch ein Hinweis auf Schmerzen. Fehlende Muskulatur kann die Folge von zu wenig Bewegung sein oder durch eine unphysiologische Belastung der Gelenke, aufgrund von Fehlbelastungen und Schmerzen, verursacht werden. Schmerzen wiederum können die Folgen von muskulären Verspannungen, Verletzungen, Irritationen in den Gelenken oder gar Abnutzung derselben sein. Die Ursache des Hüftschwungs ist unter Umständen sehr komplex und sollte abgeklärt werden.

LSÜ-Twist

Diesen Topmodel Hüftschwung bei Hunden nennt man in Fachkreisen LSÜ Twist. Dabei steht LSÜ für den Lumbosakralenübergang, also für den Übergang von der Lendenwirbelsäule auf das Sakrum (Kreuzbein). Der Twist in diesem Bereich ist eine eine Kompensationsbewegung zur Schonung der Hüftgelenke.

Was bringt der LSÜ-Twist dem Hund?

Dadurch, dass die Bewegung am LSÜ erfolgt, braucht es weniger Bewegung in den Hüftgelenken um vorwärtszukommen. In der Abbildung III ist der Mechanismus vereinfacht dargestellt. Über den LSÜ Twist kann die Hintergliedmasse mit möglichst wenig Bewegung in den Hüftgelenken nach vorne gebracht werden. Das kann weniger Schmerzen in dem Bereich bedeuten oder einfach eine weniger anstrengende Alternative für den Hund sein.

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Abbildung III: Mechanismus LSÜ Twist
Ursache von Coxarthrose

Der LSÜ Twist wird sehr häufig bei Hunden mit Coxarthrose (Hüftarthrose) beobachtet. Die Auslöser einer Coxarthrose sind vielseitig, dazu gehören:

  • Chirurgische Eingriffe am / im Gelenk
  • Trauma
  • Unter- / Überbelastung
  • Fehlbelastung
  • HD (Hüftdysplasie)
  • Übergewicht

Dabei gilt zu beachten, dass HD nicht mit einer Hüftarthrose gleichzusetzten ist. Bei unbehandelter HD ist eine Arthrose zwar das Spätstadium, aber Arthrose tritt auch bei HD-freien Hunden auf.

Was tun, wenn Ihr Hund wie ein Topmodel geht?

Wenn Ihnen bei ihrem Hund nun ein Hüftschwung auffällt sollten Sie das weiter beobachten, auch wenn er vielleicht schon immer so geht, denn physiologisch ist es nicht. Hat Ihr Hund sonst noch gesundheitliche Probleme oder zeigt er Schmerzen (Wie sie Schmerzen beim Hund erkennen erfahren sie hier)? Falls ja, dann sollten Sie ihn beim Tierarzt vorstellen. Ist ihr Hund noch relativ jung, zeigt sonst keinerlei Beschwerden und bewegt sich gerne, dann kann man ihn auch erst physiotherapeutisch abklären lassen. Oft lässt sich  mit den richtigen Übungen und Muskelaufbau schon viel erreichen. Der Physiotherapeut wird mit Ihnen den Ablauf besprechen und ob Sie parallel noch zum Tierarzt sollten.

Take Home Message

Egal wie alt Ihr Hund ist, beobachten Sie einen auffälligen Gang oder hat er zu viel Speck auf den Rippen, dann stellen Sie Ihn beim Tierarzt und beim Physiotherapeuten vor. Längerfristig betrachtet ist bei Übergewicht, sowie beim LSÜ Twist gezielter Muskelaufbau extrem wichtig. Dazu kommen angepasste Bewegungsübungen und im Falle des sexy Hüftschwungs oft auch Schmerzmanagement.

 

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