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Wie Sie erkennen, ob Ihr Hund Schmerzen hat

Die Behandlung, beziehungsweise Linderung von Schmerzen ist eine der Hauptaufgaben der Physiotherapie. Doch was genau sind Schmerzen eigentlich, haben sie einen Sinn und wie erkenne ich, ob mein Hund Schmerzen hat?

Was sind Schmerzen?
Die International Association for the Study of Pain definierte Schmerz folgendermassen:
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Geüfhlserlebnis, das mit aktueller oder potentieller Gewebeschädgung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solcher Schädigung beschrieben wird.“

Demnach sind Schmerzen zwar eine lästige, aber auch sinnvolle Erfahrung. Schmerzen erfüllen eine Schutzfunktion, indem sie den Organismus vor Verletzungen warnen oder auf eine solche aufmerksam machen. Schmerzen sind also bis zu einem gewissen Grad erwünscht, können aber auch entarten.
Schmerzen können in physiologische und pathologische Schmerzen eingeteilt werden. Physiologische Schmerzen sind die oben angesprochenen, erwünschten Schmerzen. Sie sind meist akut und von eher kurzer Dauer. Denen gegenüber stehen die pathologischen Schmerzen. Das sind Schmerzen die schon länger anhalten, dadurch den Körper in Sterss versetzen und ihm auch Schaden zuführen können.

Folgen von Schmerzen

Physiologische Schmerzen lösen eine Schutzfunktion aus, um eine Verletzung zu vermeiden oder die verletzte Körperpartie zu schonen. So wird die Pfote sofort zurückgezogen, wenn der Hund auf einen spitzen Stein oder Dorn tritt. Hat er sich beispielsweise das Knie verletzt, wir er dieses Bein ganz oder teils entlasten.
Je länger ein Schmerzzustand andauert, desto mehr wird er zum Stressor für den Organismus. Zu den Folgen von solchen pathologischen Schmerzen gehören unter anderem:

  • Erhöhung des Muskeltonus der Skelettmuskulatur
  • Senkung des Tonus der glatten Muskulatur (dadurch ist Inkontinenz möglich)
  • gestörte Wundheilung
  • Unterdrückung des Immunsystems
  • gesteigerter Sauerstoffverbrauch
  • chronische Schmerzen / Schmerzgedächtnis

Folglich können sich pathologische Schmerzen längerfristig schädlich auf den Körper auswirken. Dies gilt es unbedingt zu verhindern.

Schmerzen beim Hund erkennen
Schmerzen beim Hund sind manchmal gar nicht so einfach zu erkennen. Einige Vierbeiner sind sehr sensibel und zeigen demensprechend deutlich, wenn sie Schmerzen haben, andere wiederum sind Meister darin Schmerzen zu überspielen. Tendenziell sind akute Schmerzen, die oft plötzlich auftreten und oft stechend sind, einfacher zu erkennen.
 
Zeichen für akuten (physiologischen) Schmerz:
  • Anpassung der Haltung
  • erhöhte Aggressivität
  • Reduktion der Aktivität
  • Lahmheit
  • Abwehrreaktionen
  • Unruhe
  • Hecheln
  • Lautässerung
  • veränderter Gesichtsausdruck
Zeichen für chronischen (pathologischen) Schmerz:
  • Verhaltensänderungen
  • Verweigerung von Kommandos
  • Aggressivität
  • Muskelatrophie
  • Fellveränderungen
  • Belecken oder Beknabbern der schmerzhaften Region
  • Schonhaltung und Verspannungen
Einige dieser Anzeichen können Hunde natürlich sowohl bei physiologischen, als auch bei pathologischen Schmerzen zeigen. Die Auflistung soll lediglich als Richtlinie dienen. Auf einige Anzeichen möchte ich noch etwas genauer eingehen.
Anpassung der Haltung kann beispielsweise ein Ausweichen sein, wie die eine Körperseite oder die Vorder- bzw- Hinterläufe mehr zu belasten, beim Platz das Gesäss auf eine Seite abzukippen oder im Sitz ein Bein abzuwinkeln / auszustrecken. Mit Unruhe ist gmeint, dass der Hund nicht zur Ruhe kommt, nicht weiss wie er sich hinlegen soll oder nicht lange in einer Position verweilen mag. Zu den Lautäusserungen gehören einerseits die offensichtlicheren wie Aufschreien, Winseln oder Wimmern. Aber auch Schmatzen oder mit den Zähnen knirschen können Anzeichen von Schmerzen sein.
Spielt Ihr Hund plötzlich nicht mehr mit seinem Kumpel? Bleibt er Morgens seit neustem im Körbchen liegen bis er wirklich auf muss? Springt er nicht mehr aufs Bett oder die Couch? Bevorzugt er plötzlich eher kuschelig warme Liegeplätze, wo er zuvor noch probelmos auf dem Steinboden gelegen hat? Solche und ähnliche Verhaltensänderungen sollten Sie stutzig machen. Auch das Fell Ihres Hundes kann wichtige Hinweise liefern. Achten Sie auf Fellveränderungen wie Wirbelbildung, Abstehendes Fell, Veränderung der Haarstruktur (trockener/struppiger) oder kahle Stellen. Durch regelmässiges Belecken kann das Fell an dieser Stelle eine rötliche / rostige Farbe annehmen. Das ist besonders gut bei weissen Hunden zu erkennen, aber auch bei schwarzen zu beobachten. Verursacht wird die Verfärbung durch das im Speichel (und auch in der Tränenflüssigkeit) enthaltenen Pigment Porphyrin.
Zu den häufig beobachtbaren Schonhaltungen gehören das Verlagern des Körpergewichtes, das Aufspannen des Rückens (Buckel), die Tiefhaltung des Kopfes oder das regungslose Hängenlassen der Rute.
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Durch Lecken verfärbtes Fell (Bildquelle: https://www.gutefrage.net/frage/hund-hat-nach-verletzung-rotes-fell-wie-geht-das-weg)
 
Gerade bei Tieren die Schmerzen nicht so deutlich anzeigen wie ihre Artgenossen, sind die Beobachtungen Halters besonders wichtig. Sie kennen Ihren Hund am besten. Fallen Ihnen plötzliche Veränderungen auf, sei es in der Körperhaltung oder im Verhalten, haben Sie immer im Hinterkopf, dass Schmerzen der Auslöser sein können. Auch wenn Ihre Fellnase plötzlich nicht mehr ins Auto springen will oder partout nicht auf Kommando sitzen möchte, können Schmerzen statt Ungehorsamkeit dahinter stecken.
Ein weiterer Punkt den es zu beachten gilt:
Hunde sind keine Fussballer, sie simulieren nicht.
Zeigt Ihr Hund Schmerzen, nehmen Sie ihn ernst. Beobachten Sie ihn und versuchen Sie den Grund für den Schmerz zu eruieren. Halten die Schmerzen an, stellen Sie ihn zur Abklärung Ihrem Tierarzt und zur Schmerzbekämpfung dem Hundephysiotherapeuten vor.

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